Biokraftstoffe und Agrarenergie – Klimaschwindel

Biosprit-Montage Mit dem Regenwald verlieren auch die Orang-Utans ihren Lebensraum (© Rettet den Regenwald)

Mit Biokraftstoffen - Bioethanol und Biodiesel - soll der Verkehr etwas klimafreundlicher werden, zumindest auf dem Papier. Doch in der Praxis führt die angeblich grüne Energie vom Acker zu massiven sozialen und ökologischen Problemen. Ein großer Teil der Biokraftstoffe wird aus Südostasien und Südamerika importiert, was zur Zerstörung der Regenwälder und tropischen Savannen führt.

Seit fast zwanzig Jahren werden dem an den Tankstellen verkauften fossilen Super und Diesel Biokraftstoffe beigemischt, um den Verkehr angeblich klimafreundlicher zu machen.

Dabei ist der Anteil des Verkehrs an den Gesamtemissionen in Deutschland und der EU seit 1990 von etwa 13 % auf fast 20 % im Jahr 2022 gestiegen, informiert das Bundesumweltamt. Das lag vor allem am stetig wachsenden Straßengüterverkehr, dem motorisierten Individualverkehr und dem zunehmenden Absatz von Dieselkraftstoff, so die Behörde.

Ob Biokraftstoffe dem Klima helfen, ist fraglich. Die Berechnungen zu den Einsparungen bei den Treibhausgas-Emissionen werden überschätzt, bemängelt der Europäische Rechnungshof.

Damit nicht genug, der Anbau der benötigten Rohstoffe und die Produktion von Biokraftstoffen verursachen viele Probleme für Mensch und Umwelt: Gewaltsame Landkonflikte, Enteignungen, abgeholzte Regenwälder und Savannen, Umweltverschmutzung und steigende Lebensmittelpreise.

Es gibt zwei Hauptarten von Biokraftstoffen: Bioethanol als Zusatz zum Superbenzin (Super E5 und Super E10) für Ottomotoren und Biodiesel und sogenannte hydrierte Pflanzenöle als Zusatz zum Dieselkraftstoff (B7) für Dieselmotoren.

Beiden gemeinsam ist, dass sie fast ausschließlich aus Nahrungsmitteln hergestellt werden:

  • Bioethanol wird aus stärke- und zuckerhaltigen Pflanzenteilen produziert, vor allem Getreide wie Mais, Weizen, Roggen, Gerste oder Zuckerrohr und Zuckerrüben.
  • Biodiesel aus Pflanzenölen wie Palm-, Soja-, Raps- und Sonnenblumenöl.

Weil bei uns die Produktionskosten höher und Ackerflächen knapp sind, werden massenhaft Biokraftstoffe oder die zur Produktion benötigten Rohstoffe wie Palm- und Sojaöl aus Übersee importiert. Für diese Treibstoffe werden natürliche Ökosysteme zerstört, um Platz für Palm-, Soja- und Zuckerrohrplantagen zu schaffen. Das Abholzen der Regenwälder treibt die globale Erwärmung voran, da dadurch große Mengen CO2 in die Atmosphäre entweichen.

Da inzwischen Millionen Hektar Felder mit Energiepflanzen bestellt werden und damit nicht mehr der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln zur Verfügung stehen, verknappt sich das Angebot an Lebensmitteln und steigen die Lebensmittelpreise.

Rettet den Regenwald leistet Aufklärungsarbeit und fordert von der Bundesregierung und EU ein Ende der rücksichtslosen Agrarenergiepolitik.

Glossar

Agrarsprit/Agrosprit/Biokraftstoff/Biotreibstoff: Aus Nahrungsmitteln hergestellte Kraftstoffe wie Biodiesel und Bioethanol für Verbrennungsmotoren. Diese werden dem an den Tankstellen verkauften fossilen Kraftstoff gesetzlich vorgeschrieben beigemischt.

Biobrennstoff: Brennstoffe aus Biomasse wie Holz, Holzhackschnitzel, Holzpellets, Palmöl und Schwarzlauge der Zelluloseindustrie. Sie werden in Öfen, Kaminen, Heizanlagen, Elektrizitäts- oder Blockheizkraftwerken zur Erzeugung von elektrischem Strom und Heizwärme verbrannt. 

Biodiesel (Fettsäuremethylester - FAME): Ein Kraftstoff, der in Biodieselraffinerien durch die Umesterung pflanzlicher Öle wie Raps, Ölpalme und Soja hergestellt wird.

Bioethanol: Ein Biokraftstoff, der aus der Vergärung von stärke- und zuckerhaltigen Pflanzenteilen zu Alkohol hergestellt wird. Dazu werden Getreidekörner von Gerste, Mais, Roggen, Triticale (Futterweizen) und Weizen sowie Zuckerrohr und Zuckerrüben gemahlen, mit Wasser und Hefe vermischt und vergoren. Anschließend wird die entstandene Maische mit einem Alkoholgehalt von etwa 12 % zu 96- prozentigem Bioethanol destilliert. Zuletzt erfolgt eine weitere Entwässerung zu 99,9-prozentigem Bioethanol, dem fossiles Superbenzin beigemischt werden kann (siehe auch Superbenzin E5 und Super E10). Spezielle Ottomotoren (FlexFuel-Motoren) können auch mit reinem Ethanol laufen.

Diesel B7 und Diesel B10: Fossiler Dieselkraftstoff aus Erdöl, dem 7 % oder 10 % Biodiesel beigemischt sind.

Indirekte Landnutzungsänderung (ILUC): Beschreibt den Effekt, dass für den Anbau von Energiepflanzen Landflächen in Beschlag genommen werden, die bis dahin der Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln dienten. Um den Bedarf an letzteren weiterhin zu decken, werden neue Landflächen auf Kosten natürlicher Ökosysteme wie Wälder, tropische Torfwälder (zum Anbau von Ölpalmen in Südostasien) und Savannengebiete abgeholzt und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt.

Hydrierte Pflanzenöle (Hydrotreated Vegetable Oils - HVO): Ein Biokraftstoff, der in seinen Eigenschaften fossilem Diesel ähnelt, aber aus Pflanzenölen (Ölpalme, Raps, Soja und Sonnenblume), Altspeisefetten (z.B. Frittieröle aus der Lebensmittelindustrie und Gastronomie), öligen Rückständen aus Palmölmühlen (Palm Oil Mill Effluent – POME) und Zellulosefabriken (Tallöl), Fisch- und Schlachtabfällen der Fleischindustrie hergestellt wird. In zumeist umgebauten Erdölaffinerien werden die Rohstoffe unter hohen Temperaturen mit Wasserstoff behandelt und dadurch chemisch in einen flüssigen Biokraftstoff umgewandelt, der in seinen Eigenschaften fossilem Diesel ähnelt. Mehr dazu unter HVO.

RED: Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union (Renewable Energy Directive – RED, 2009/28/EG) sieht vor, dass bis 2020 mindestens 10 Prozent des Kraftstoffbedarfs im Verkehrsbereich aus sogenannten erneuerbaren Energien stammen müssen.

Superbenzin E5: Fossiler Kraftstoff aus Erdöl für Benzinmotoren (Ottomotoren), dem 5 % Bioethanol beigemischt ist. Superbenzin E5 hatte 2023 mit einem Absatz von 12 Millionen Tonnen in Deutschland einen Marktanteil von 76 %.

Super E10: Fossiler Kraftstoff aus Erdöl für Benzinmotoren (Ottomotoren), dem 10 % Bioethanol beigemischt ist. Super E10 hatte 2023 mit einem Absatz von 4 Millionen Tonnen in Deutschland einen Marktanteil von 24 %.

XTL-Diesel: XTL-Diesel – auch als paraffinischer Dieselkraftstoff oder hydriertes Pflanzenöl (Englisch Hydrotreated Vegetable Oils - HVO) bezeichnet - kann von Tankstellenbetreibern seit April 2024 angeboten werden. Als Rohstoffe für XTL aus Biomasse dienen Pflanzenöle (Ölpalme, Raps, Soja, Sonnenblume), Altspeisefette (gebrauchte Frittieröle), ölige Rückstände aus Palmölmühlen (Palm Oil Mill Effluent – POME) und Zellulosefabriken (Tallöl) sowie Fisch- und Schlachtabfälle der Fleischindustrie. In Biokraftstoffraffinerien werden die Rohstoffe unter hohen Temperaturen mit Wasserstoff behandelt und dadurch chemisch in einen flüssigen Biokraftstoff umgewandelt, der in seinen Eigenschaften fossilem Diesel ähnelt.


  1. bemängelt der Europäische RechnungshofEuropäischer Rechnungshof, 13.12.2023. Sonderbericht 29/2023: EU‑Förderung für nachhaltige Biokraftstoffe im Verkehrssektor – Der künftige Weg ist ungewiss: https://www.eca.europa.eu/ECAPublications/SR-2023-29/SR-2023-29_DE.pdf

Aktuelle Petition zum Thema

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Fotomontage: 15 Mähdrescher ernten in Keilformation eine Sojaplantage. In die abgeerntete Fläche ist der Umriss einer Zapfsäule Soja-Ernte in Brasilien: Sojaöl ist neben Palm-, Raps- und Sonnenblumenöl der wichtigste Rohstoff für die Biodieselproduktion (© Collage RdR)

53.387 Teilnehmer

Biokraftstoffe stoppen: Kein Essen in den Tank

Einige Grundnahrungsmittel sind derzeit knapp und sehr teuer. Die UNO warnt vor Hungersnöten in Teilen der Welt und Aufständen. Dennoch hält eine Reihe von Ländern daran fest, jährlich Millionen Tonnen Getreide, Speiseöle und Zuckerpflanzen für die Produktion von Biokraftstoffen einzusetzen.

Mehr Informationen

An: Regierungen der USA, Europäische Union und die Regierungen ihrer Mitgliedsländer, Brasilien, Indonesien, China, Kanada, Malaysia und Argentinien.

„Grundnahrungsmittel wie Getreide und Speiseöle gehören nicht in Auto- und Lkw-Tanks: Beenden Sie die Beimischung von Biokraftstoffen“

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